Dokumentation
Dokumentation
Zürich, im Januar 2003
Sehr geehrte Damen und Herren,
Liebe Freunde,
Les Complices* wagt im kalten Januar einen Rückzug ins Innere der menschlichen Abgründe und untersucht mit den Installationen von Pascal Häusermann (*1973) und Centrik Isler (*1959) die Spannungsfelder zwischen Oeffentlichkeit, Privatem und Verborgenem, zwischen intimer sexueller Anziehung und den sexuellen Codes der medialen Erziehung.
So haben die beiden Zürcher Kunstschaffenden mit ihren Installationen eine eigenartige Mischung aus privatem und öffentlichen Räumen geschaffen; öffentlich weil sie in ihrer Form an die Tradition der Orte des anonymen Sex anknüpfen, dennoch privat und intim, weil sie eben auch Raum kreieren für einen sehr persönlichen, genauen und liebevollen Umgang mit Lust und Körperlichkeit. Im Verborgenen, gleichzeitig aber auch Anonymen und Oeffentlichen findet eine neue Auseinandersetzung mit der Aethetisierung, Fetischierung und Fragmentierung des Körpers statt. Darüber hinaus legen Pascal Häusermann und Centrik Isler die daraus resultierenden Mechanismen der Vermarktbarkeit bloss.
Pascal Häusermann, ursprünglich Bildhauer, Mitinitiant des Dadahauses und des Künstlerhauses Plattenstrasse und der Kunstvermittler Centrik Isler, Betreiber von likeyou.com- guides to contemporary art culture, sind in ihrer Arbeit wie auch im Privaten sehr unterschiedlich. Umso interessanter ist deshalb ihr wie zufälliges Zusammenspiel in den Räumen von Les Complices*, so sind sich ihre Installationen Behind the Green Door und Tender Distortion I + II nicht nur durch ihre äussere Form verblüffend nahe. In beiden Arbeiten werden die Grenzen zwischen Voyeurismus und einer beinahe unschuldigen Entdeckungslust verwischt, sexuelle Begierde und eine romantische Sehnsucht nach einer Besinnung auf die Ursprünge von Sinnlichkeit und dem, was hinter der Inszenierung des Körpers als Konsumgut liegt, gehen in einander über.
Bei Pascal Häusermanns Behind the Green Door tritt der Besucher durch einen puffigen Vorhang in einen schummrigen Raum, einer Mischung aus Darkroom und düstern- verstaubten Hotellobby fast, und blickt an eine mit rotleuchtenden Gucklöchern durchsetzte Wand. Kniend und auf Zehenspitzen versucht er die ihm sich nur teilweise offenbarenden Körperteile zu erforschen und wird in dieser anonymen und dennoch sehr warmen Stimmung voll angedeuteter und beinahe morbider Erotik mehr und mehr Teil eines voyeuristischen Aktes.
Auch Centrik Islers Tender Distortion I + II erinnert an ein kleines, intimes Lustkabinett. Aus dem Umfeld von Sex Webseiten gelöst, werden die Protagonisten einer Generation von verlorenen Ikonen durch den Betrachter auf eine liebevolle und romantisch angehauchte Entdeckungsreise geschickt, um fokussiert und computergeneriert eine neue Heimat zu suchen.
Fern ab vom voyeuristischen Fleischmarkt des Internets und seiner Oeffentlichkeit jedoch, scheint es, als wäre ihnen auf dem auf Holz gezeichneten Pixelraster, ein Stückchen Würde und stilles, wohl- gewolltes Heldentum zurückgegeben.
Im Rahmen der Ausstellung erscheint bei Edition Les Complices* eine selbstgefertigte Publikation in limitierter und signierter Auflage und ist vor Ort oder auf telefonische Bestellung erhältlich.
Wir freuen uns auf Ihren Besuch,
Mit lieben Grüssen
Jean Claude Freymond- Guth
Double-Show with Centrik Isler, Les Complice, Zürich
Behind the Green Door
(fig 1: Roominstallation, Click for diashow) (fig 2, 3, 4: Duodenum)