Dokumentation
Stipendienwettbewerb der Stadt Zürich 2009, Helmhaus Zürich, 4. - 16 August
Pflaster für die Freiheit
2001 wurde unter anderem aus reinigungsstrategischen Gründen der Pflasterbelag des Paradeplatzes Zürich durch einen Teerbelag erneuert. Zu dieser Zeit entstand ein erstes Konzept, in welchem die Pflastersteine als Kunst am Bau an einer Hausfassade oder im Innern einer Bank revalorisiert werden und darauf hin 10 m2 dieser Steine aus dem Kieswerk geborgen wurden. Der Titel der Arbeit war Black Monday und bezog sich auf den letzten Börsencrash 1987. Die Idee war, aus den Steinen eine Reliefwand zu kreieren, in dessen Fugen die Passanten Wunschzettel reinstecken könnten. Die Kontur des Relief wurde durch die Linie des Chartindex aus dem Jahre 1987 bestimmt.
Da der Vorschlag, dieses Werk an oder in den Gebäuden der Crédit Suisse beispielsweise UBS zu installieren, kein Gehör fand, blieben die Steine für 8 Jahren im Garten meiner Eltern deponiert, wo sie als Umrahmung des Teiches und des Gemüsegartens ihre Verwendung fanden.
Auf die Ausstellung im Zürcher Helmhaus im Sommer 2009 hin begannen mich die Steine wieder zu interessieren. Im Anlass des scheiternden spätkapitalistischen Finanzsystems tat sich die Frage auf, wo eigentlich die ideellen Wurzeln der libertären Wirtschaft liegen. In der Recherche über Aussagen bekannter Unternehmer und Politiker, zum Teil auch Ökonomen begann ich mich auf den Aspekt des immer wieder betonten Bezuges zur menschlichen Natur und dem eigenen Körper zu konzentrieren. Eine Auswahl von 25 Zitaten wurden dann in die wieder hervorgeholten Pflastersteine gelasert. So entstand ein Denkmal, welches dem freien Markt durch Bezeugungen der Lust, des Ruhmes und des Triebes huldigt.
Pascal Häusermann, August 2009